Gewitter sind auch heute noch die mit am meisten gefürchteten
Wetterphänomene. Mal ganz von den elektrischen Entladungen
abgesehen können diese in Verbindung mit Starkregen,
Hagelschlag und schweren Sturmböen Menschenleben gefährden und
großen Sachschaden anrichten. Umso wichtiger ist es, diese
Naturgewalten rechtzeitig und präzise vorherzusagen.
Das Thema soll aber nicht die gefährlichen Begleiterscheinungen
der Gewitter sein, stattdessen soll es um die verschiedenen
Gewittertypen gehen.
Abhängig vom Auslösefaktor lassen sich Gewitter in Luftmassen-,
Front-, Liniengewitter (Squall lines) und Superzellen
unterteilen. Bei einer Wetterlage, die von hohen Temperaturen
und zunehmender Luftfeuchte geprägt ist, handelt es sich um
Luftmassengewitter. Diese bilden sich bei starker Aufheizung
einer Luftmasse vom Erdboden her und treten überwiegend am
Nachmittag und Abend auf. Man spricht dann von örtlichen Wärme-
oder Hitzegewittern.
Häufiger als über dem Flachland findet die Entwicklung eines
Wärmegewitters über einem Gebirge statt. Man bezeichnet es dann
als orographisches Gewitter. Hier wird die Aufheizung an den in
Richtung der Sonne geneigten Berghängen schneller erreicht, als
auf einer ebenen Fläche. Der Einfallswinkel der Sonnenstrahlen
ist über den Berghängen steiler, sodass hier eine schnellere
und auch intensivere Erwärmung erfolgt.
Nun läst aber nicht nur eine starke Aufheizung Gewitter aus,
auch an Wetterfronten können sich Gewitter bilden
(Frontgewitter). Nach einer langen Wärmeperiode im Sommer ist
es normal, dass diese von einem Kaltluftvorstoß mit Kaltfront
abgelöst wird. Ein solcher Wechsel vom
Wetter fällt selten harmlos
aus. Aufgrund der größeren Dichte bzw. Schwere der
herannahenden Kaltluft schiebt sich diese keilförmig unter die
Warmluft und hebt sie an. Bei ausreichender Schwüle entwickelt
sich dann die bekannte Gewitterfront, welche einen Weg von
mehreren 100, ja sogar 1000 Kilometern zurücklegen kann.
Manchmal bilden sich vor einer Kaltfront in einer Warmluftmasse
linienförmige Aneinanderreihungen von Gewitterzellen. Diese
bezeichnet man als Liniengewitter oder Squall lines. Die Linien
sind bei uns meist von Nord nach Süd ausgerichtet.
Ein Entstehungsgrund ist der, dass es im Bereich der wärmsten
Luft zu einem verstärkten Aufsteigen der Warmluft und am Boden
zu einem vor- und rückseitigen Nachströmen kommt. In der
Meteorologie spricht man von einer Konvergenzzone oder
Querzirkulation. Die sich in der Konvergenzzone befindliche
Squall line entwickelt rasch ein Eigenleben, in dem die von
oben einbrechende Gewitterkaltluft die vorgelagerte
gewitterträchtige Warmluft erneut zum Heben zwingt. Die Squall
line entfernt sich zunehmend von der Kaltfront und zieht durch
den Warmluftsektor.
Die "Königin der Gewitter" ist die Superzelle. Aufgrund von
Windgeschwindigkeits- und Richtungsänderungen in der Vertikalen
und auch Horizontalen innerhalb der Luftmasse kommt es zu einem
sich entgegen den Uhrzeigersinn (auf der Nordhalbkugel)
rotierenden Aufwindbereich. Solche Gewitter bringen vor allem
starken Hagel und auch Tornados und werden besonders im
mittleren Westen der USA stark gefürchtet. In Deutschland
treten diese Gewitter eher selten auf.
Ob es sich aber bei dem herannahenden Gewitter nun um ein
Luftmassen-, Front- , Liniengewitter oder gar eine Superzelle
handelt, spielt nur eine Nebenrolle, denn gefährlich für Leib
und Leben können alle Gewittertypen werden.
PS.
Wissen Sie eigentlich, warum es in den Tropen keine
Blitzableiter gibt? Nun, für Erdblitze (Blitz, der von der
Wolke bis zum Erdboden reicht) bedarf es eine Wolkenuntergrenze
von unter 3000 m. Da die Gewitterwolkenbasis in den Tropen
meist oberhalb von 3000 m liegt, sind Erdblitze nahezu
ausgeschlossen. Wer also in unserer Heimat fürchterliche Angst
vor Blitzeinschlägen hat, sollte nach dieser Information seinen
Wohnort wechseln.
Meteorologen Denny Karran, Christoph Hartmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
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